In den USA gibt es heute hunderte von B2B SaaS Unternehmen mit mehr als 100 Millionen US-Dollar Umsatz. Der BVP Nasdaq Emerging Cloud Index führt mehr als 50 Unternehmen mit einem Wert von über einer Milliarde US-Dollar auf, und es sind hundert weitere private Einhörner in der Pipeline. Wie steht es um die deutschen SaaS-Unternehmen?
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Teamviewer war das erste SaaS Einhorn, das 2019 an die Börse ging, und wird jetzt mit einer Marktkapitalisierung von 8,9 Milliarden Euro gehandelt. Noch beeindruckender ist, dass eine EBITDA-Marge von 55% und eine Umsatzrendite von 15% im dritten Quartal 2020 zusammen einen Effizienzwert von 70% ergeben, der weit über der Bessemer Regel von 40 und dem Mittelwert von 35% aller in den USA gelisteten SaaS-Unternehmen liegt. Teamviewer beweist mit dem Kauf von Ubimax auch die Bedeutung von börsennotierten Unternehmen für das Ökosystem.
In Deutschland gibt es drei privat finanzierte SaaS-Einhörner: Celonis, Sennder und Contentful. Tricentis aus Österreich muss hinzugefügt werden, wenn der Geltungsbereich auf alle deutschsprachigen Länder ausgedehnt wird.
Weitere sieben private SaaS Unternehmen haben einen Wert zwischen 300 und 500 Millionen US-Dollar (die vollständige Liste der zehn besten SaaS-Unternehmen ist hier zu finden).
Thinkproject, ein in München ansässiger und im Jahre 2000 gegründeter Anbieter von Construction Intelligence Software im Bau- und Ingenieurwesen, verkaufte eine Mehrheitsbeteiligung an die Private-Equity-Gesellschaft EQT zu einem geschätzten Transaktionswert von 700 Millionen Euro.
Exasol, ein Unternehmen für Analytics-Datenbanken aus Nürnerg, wurde ebenfalls im Jahr 2000 gegründet. Exasol ging im Mai mit einer Marktkapitalisierung von 200 Millionen Euro an die Börse und notierte zum Jahresende bei 647 Millionen Euro. Exasol erzielte 2019 einen Umsatz von 21,6 Millionen Euro und verzeichnete im dritten Quartal 2020 ein 35% Wachstum der jährlich wiederkehrenden Umsätze (ARR) gegenüber dem Vorjahr. Dieses Wachstum liegt aber weit unter den beobachteten 75% für Einhörner dieser Umsatzgröße. Da das EBITDA leicht negativ ist, lag der geschätzte Effizienzwert wahrscheinlich bei 30% und damit deutlich unter der ‘Rule of 40’.
Alle Startups in der Einhornpipeline haben in letzter Zeit beträchtliches Wachstumskapital aufgebracht, und es ist unwahrscheinlich, dass sie mit mehr Kapital kurzfristig noch schneller wachsen könnten. Wie ein Blick auf B2C-Startups zeigt stehen im Markt jedenfalls ausreichend Mittel für weiteres Wachstum zur Verfügung: B2C Fintech N26 schloss eine Series D in Höhe von 570 Millionen US-Dollar ab, und das E-Scooter-Startup Tier Mobility eine Series C in Höhe von 250 Millionen US-Dollar. Zudem wurde im Bundestag im November ein neuer Zukunftsfonds in Höhe von 10 Milliarden Euro beschlossen, um Startups in den nächsten zehn Jahren zu unterstützen.
SaaS-Einhörner haben in der Vergangenheit durchschnittlich 8,5 Jahre gebraucht, um von 1 auf 100 Millionen US-Dollar ARR zu wachsen. Wenn man sich die jetzige Einhornpipeline unter diesem Gesichtspunkt anschaut wird es also mindestens drei Jahre dauern bis es in Deutschland 10 SaaS Einhörner gibt, und auch nur wenn man annimmt, dass jedes Startup perfekt exekutiert.
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